Mittwoch, 6. März 2013

Die Ruhe und Eleganz selbst


In dichter Wolle umstürzt sie mich. Ihren Hals, hoch bis an das Haar, das den Schädel umhüllt, hinter dem ihr hübsches Gehirn liegt, stranguliert ein gerippter Schal in schwarz. Faltungen von Raum und Zeit. Fingerfood, ihre Stimme schneidet in matten Sequenzen meinen Körper auf. In Herz, Lungen, Nieren, Muskelstränge. Während sie sich wohl fragt, was sie getan hat. Es müsste, ihre Augen als Laser gerichtet, irgendwo dort sein. Geradezu verschlingend treffen. Die Leute würden panisch und fingen an zu rennen. Konturen entstehen um ihren Körper, führen Bewegungen aus, die subtil sind, so dass jeder, der hier vorbeiginge, sicher glaubte, sie sei die Ruhe und Eleganz selbst. Sie trägt den Hut oben auf der Scheitelkante, nennt ihn Blättrige, weil sie davon herunterfallen. In die zweifelnd gelenkige Stirn, Faltungen von Raum und Zeit. Ihre Zigarette ist ein Spätzünder und wird von ihr einfach weg gelegt. Sie spießt ein Stück Filet mit der Gabel auf, die Gabel bleibt in der Luft stehen, ihr Mund nimmt sie nicht entgegen. Sie atmet tief und fixiert, doch ihr Blick streut, die Lider senken sich. Die Haut der Augenlider schimmert hell, fast blass. Von Adern durchzogen, schwer. Müde, frage ich. Das reicht. Doppelhelix. Alles in allem. Frau und Laser. Zahlen. Quersummen. Kennzeichen. Die Pupillen, Kamera. Ich entdecke eine Lust auf das sich trennende Stück Filet in ihrem Mund. Faltungen von Raum und Zeit. Ich bin nur der Katalysator deines Buches, antwortet sie. Das Stück Filet verschwindet im Schlund. An sich ist dieser Kopf schön, wenn er sich hebt: Wenn du nur empathischer wärst. Nicht begehrt zu sein, ist schlimm. Aber all das schmälert nicht. Irgendwann geht sie an die Rezeption, fragt hinter vorgehaltener Hand nach einem Schlüssel und rennt die Wendeltreppe hoch in die vierte Etage. Der Fahrstuhl, alt und rostig, ist ein Instrument, in dem sie stecken bliebe. Wenn Raum und Zeit sich trennen.

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