Der Abstieg hatte schon länger begonnen. Drinnen war jetzt ein Frisör,
im Fenster ein kleiner Stern, der das Dunkle, Regenichte müde
beleuchtete, ganz als hätte ein Arzt sich endlich zur Untersuchung
seines Patienten entschlossen und ein mit Schwachstrom betriebenes
Instrument hervorgeholt. Das matte Plakat in Schwarzweiß mit dem schönen
Jüngling war nur von feinen und geübten Augen zu erahnen – und meine
Kurzsichtigkeit war mit einem Mal kein Manko mehr, sondern von
lustvoller Zärtlichkeit gegenüber dem zweidimensionalen Objekt. Das
Ramschlädchen mit den Stoffvorhängen, vor dem die Straßenbahn hielt,
blieb dagegen in finsterer Nacht. Ein paar Haselnüsse blühten schon, der
Regen fiel in transparenten Punkten gleichmäßig wie im Schlaf. Du
hättest gesagt, das ist die Jahreszeit, zu der man in diese Bar nicht
gehen kann. Ich denke, das hast du ja gar nicht gesagt. Ich denke, ich
und du und unsere gemeinsamen Essen in dem auf dem Abstieg befindlichen
Lokal sind so straff miteinander verwoben, dass eine Trennung unmöglich
ist. Ein strenges Muster in einem abfälligen Gottesplan. Zum Würfeln hat
er nie geneigt, der Alte, und wenn er es hier einmal getan hätte, drei
Sechsen wären diese Stunden mit dir und mir, dem Putengenuss und deinem
aufgestellten Patent sicher nicht gewesen. Ich blicke in den Regen, die
Uhr an der Straßenbahnanzeige steht auf 07:07. Bei Schnappszahlen denkt
ein Engel an dich. Minuten später steige ich in die Bahn und die
Erinnerung klammert sich an meinem Rücken fest. Offenbar will sie
mitfahren. Ich knipse den Fahrschein und lächle ihr zu.
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